Isle of Skye Trail | Episode 4 | Groba Nan Each - Quiraing - Rote Telefonzelle | Walking Scotland
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 Published On Jun 21, 2024

ISLE OF SKYE TRAIL | EPISODE 4 | GROBA NAN EACH - QUIRAING - ROTE TELEFONZELLE | WALKING SCOTLAND

Ich wollte mir am Abend noch einen Wecker stellen, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen.

Die Sonne steht schon leicht über den schroffen Gipfeln des schottischen Festlandes. Auf dem Meer zwischen der #TrotternishRidge und der Nachbarinsel Rona liegt Nebel. Eine bezaubernde und mich ungemein rührende Lichtstimmung. Nicht schon wieder Tränen!

Ich bin unendlich froh, dass die "Ridge" es so gut mit mir gemeint hat.
Kein Wind. (Noch) Kein Nebel. Kein Regen. Die wochen- und gar monatelangen Bedenken "ob das alles gut geht" waren unbegründet.

Es fällt mir nicht leicht mich von diesem Ort zu trennen. Doch packe ich schließlich zusammen und begebe mich wieder auf diese weglose und sumpfige Achterbahn.

Noch immer ist es ungemein still in dieser Abgeschiedenheit.
Andere Wanderer, die die Ridge in dieser Nacht mit mir geteilt haben, begegnen mir in dieser Weite in einer Entfernung, die nur ein stilles Winken als Gruß zulässt. Als wäre es eine stille Übereinkunft die Ruhe möglichst unberührt zu lassen.

Der Schweiß rinnt schnell. Auf und ab und auf und ab führen mich die Schafspfade. Grandiose Aussichten weit über das Meer in alle vier Himmelsrichtungen - welch ein Traum.

Als wäre es ein erhobener Zeigefinger, so zeigt mir die Ridge mit blitzartigem Nebel, der aus dem nichts kommt, wer hier das Sagen hat und bremst meinen Übermut. Aber es sind nur kleine und verrückt schnell aufsteigende Schwaden, die kaum sind sie da auch schon wieder verschwunden sind.

Der GPS-Track führt mich nun durch groteskes Gelände. Kann das stimmen? Morast, Schlamm, Sumpf, Bachläufe, Felsen. Nicht denken, einfach durch.

Eine kleine Pause lässt die Erinnerung an den bevorstehenden Food-Truck am Ende der Ridge aufleuchten. Wie eine Fata Morgana begleitet mich die Vorfreude auf einen Burger, oder auch zwei, und vielleicht ein Ale, die nächsten 3km.

In der Ferne höre ich einen Kompressor - das muss der nahe Imbiss sein.
Horrorszenarien male ich mir aus: Alle Burger verkauft, kein Gas mehr für den Grill, der Foodtruck schließt.

Kurz bevor ich den Verkaufswagen zum ersten Mal erblicke verstummt das brummende Geräusch.
D E R W A G E N S C H L I E S S T V O R M E I N E R N A S E!
"Sold out, Buddy"

Zwei Dosen Cola drückt mir der nette Herr, der mich an die Rolle Brad Pitts in "Snatch" erinnert, in die Hand. Eine davon schenkt er mir. Wie nett!

Zwischen all den Touristen hier am Zugang zum #Quiraing halte ich mich nicht lange auf.
Ich blende die FlipFlop-Wanderer bestmöglich aus und durchwandere dieses gleichermaßen schroffe wie märchenhaft-wundersame Gelände, angetrieben durch eine Ibo, frohen Mutes.
Es ist so bezaubern hier, dass ich es bald bereue mir nicht ein paar Stunden mehr Zeit genommen zu haben für diese einem kitschigen Wild-West-Film gleichende bizarre Landschaft.

Der Trail führt mich nun vorbei an wie große dunkelblaue Augen unter mir liegende Lochs (=Seen). Bald schon kann ich am Horizont das winzige Dörfchen Flodigarry sehen. Nicht mehr weit ist es zum Hostel, auf dessen Zeltwiese ich mein Lager für die Nacht aufschlage.

Als ich am nächsten Morgen aus dem Zelt krieche sehe ich - nichts.
Dichter Nebel, zum ersten Mal auf meiner Reise. So nahe an der Meereshöhe sollte er bald verschwinden, so hoffe ich. Zwischen die dichten Nebeltröpfchen gesellen sich schnell nicht viel größere Midges - die gemeinen Plagegeister der Highlands. Nun kommt das fast 120km transportierte Wundermittel der Schotten doch noch zum Einsatz - Smidge!

Unter einem Kopfnetz beginne ich die ersten Kilometer dieses letzten Tages. Bald kann es mit zunehmender Prise glücklicherweise wieder im Rucksack verschwinden.
Euphorie, Wehmut, Schmerz ob der endlichen Freiheit und übergroßes Glück begleiten mich auf den nächsten Kilometern gleichermaßen. Da schmerzt auch die fehlende Aussicht wegen des Nebels kaum. Nur die Delfine und die Seehunde, die ich hier gerne gesehen hätte, fehlen mir. Zum Glück habe ich schon so viele Küstenkilometer hinter mir. Nur kurz kann ich in lichten Momenten erahnen, wie spektakulär die Küstenlinie hier im Norden der Insel sein muss.

Plötzlich liegt sie vor mir, still im Nebel. Die Sagen umwobene, berühmte und bezaubernde "Lookout Bothy". Der Beobachtungsposten mit Übernachtungsmöglichkeit am Ende der Welt.
Wie schön, dass ich diese kleine Hütte zunächst für mich ganz alleine habe. In mich gehen, langsam Abschied nehmen. Tief atmen. Leider noch immer keine Aussicht auf den nördlichsten Punkt der Insel Skye.

Kurz bevor ich mich zögerlich auf die letzten Kilometer begebe öffnet sich der Vorhang und ich kann einen Blick zur Spitze der Insel erhaschen.. Danke!

Die Gedanken während der letzten Schritte auf dem Skye Trail sind vom erlebten der letzten Tage geprägt. Wieder lasse ich einen Teil von mir zurück - und nehme dafür ungleich mehr im Herzen mit.
An der Roten Telefonzelle endet mein Weg - und ein neuer beginnt. Bestimmt.

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